Blogtour zu Birgit Jasmunds "Luther und der Pesttote": Martin Luthers Disput


Herzlich willkommen zur Blogtour zu "Luther und der Pesttote" von Birgit Jasmund. Ich werde euch heute ein wenig mehr über Martin Luther und das Thema Ablass berichten. Zitate aus dem Roman füge ich farbig hervorgehoben in den historischen Kontext ein, um auf den Bezug zwischen Fiktion und Realität zu verweisen.

Wer war dieser Martin Luther überhaupt?


Martin Luther
gemalt von Lucas Cranach d.Ä.
gallerix.ru
Wann genau Luther das Prinzip der Gerechtigkeit Gottes entdeckte, darüber streitet sich die Lutherforschung. Fakt ist jedoch, dass er das Turmerlebnis in einsamer Meditation als Befreiung empfand. Über den Bibelvers Röm 1,17 LUT habe er plötzlich entdeckt, was er seit einem Jahrzehnt vergeblich gesucht hatte:
„Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche aus dem Glauben kommt und zum Glauben führt; wie geschrieben steht (Hab 2,4 LUT): Der Gerechte wird aus dem Glauben leben.“

 Martin Luther wurde am 10.11.1483 in Eisleben geboren und verstarb am 18.2.1546 ebenfalls in Eisleben. Er wurde als erstes oder zweites Kind geboren und hatte vermutlich neun Geschwister. Nach seiner schulischen Ausbildung genoss er das Privileg in Erfurt sein Examen in den "Sieben Freien Künsten" (Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie) zu erlangen, bevor er auf Wunsch seines Vaters hin das Jurastudium begann.
Er musste an sich selbst denken, hatte er doch zunächst auch auf den Wunsch seines Vaters die Rechte studiert, bis er erkannte, welchen Weg Gott wirklich für ihn vorgesehen hatte, und in das Kloster der Augustinereremiten in Erfurt eingetreten war. Sein Vater war alles andere als erfreut über diesen Schritt gewesen. ("Luther und der Pesttote" S. 177)
Doch das Schicksal wollte es anders.  Er gelobt bei einem Blitzschlag, so sagt es die Legende, sein Leben radikal zu ändern und tritt 1505 dem Bettelorden der Augustiner in Erfurt bei.Sein Ehrgeiz und seine strenge in Bezug auf die Ordensregeln ließen ihn sehr schnell zum Diakon und dann zum Priester aufsteigen. Jedoch quälten den jungen Luther trotz täglicher Buße Gewissensnöte. Die Hauptfrage war:
  „Wie kriege ich einen gnädigen Gott?“
So wurde er von seinem Beichtvater nach Wittenberg geschickt, wo er durch das Theologiestudium Antworten finden sollte. 1514 wurde Martin Luther zum Provinzialvikar ernannt und übernahm damit bereits in jungen Jahren zusätzlich zu seiner Lehrtätigkeit in Wittenberg Leitungsaufgaben in seinem Orden.

Quelle: Pixabay
Dieser Bibelvers führte schließlich zu seinem neuen Schriftverständnis: Gottes ewige Gerechtigkeit sei ein reines Gnadengeschenk, das dem Menschen nur durch den Glauben an Jesus Christus gegeben werde. Keinerlei Eigenleistung könne dieses Geschenk erzwingen. Auch der Glaube, das Annehmen der zugeeigneten Gnade, sei kein menschenmögliches Werk. Damit war für Luther die gesamte mittelalterliche Theologie mit ihrer kunstvollen Balance zwischen menschlichen Fähigkeiten und göttlicher Offenbarung (Synergismus) zerbrochen. Von nun an nahm er die Kirche, die sich in all ihren Formen und Inhalten als Vermittlungsanstalt der Gnade Gottes an den Menschen sah, zunehmend kritisch in den Blick.

Der Ablasshandel:


Ablassbriefe sollten den Gläubigen einen dem Geldbetrag entsprechenden Erlass zeitlicher Sündenstrafen im Fegefeuer für sie oder für bereits gestorbene Angehörige bescheinigen. Ein überlieferter Werbespruch von Johann Tetzel lautete:
„Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt.“ 
Die 95 Thesen am heutigen  Portal der
Schlosskirche in Wittenberg.
Quelle: Wikipedia
Genau ein Jahr vor dem berühmten Thesenanschlag in Wittenberg an der Kirchentür predigte Luther erstmals öffentlich gegen die Ablasspraxis.
"Die Bulle wird mich jedenfalls nicht dazu bringen, gegen mein Gewissen zu reden oder zu schweigen. Diese Antwort werde ich jedem geben, der mich fragt."(Luther in "Luther und der Pesttote" S. 174)
Im Sommer 1517 las er die vom Mainzer Erzbischof Albrecht verfasste Instructio Summarium, eine Anweisung für die im Land umherreisenden Ablassprediger.
Die Heuchelei jeder Zeile stieß ihn ab. Wie jemand danach handeln und sich auf Gottes Pfaden und den festen Boden Boden der Bibel wähnen konnte? Das hatte mit Christenpflicht und Gottglaube nichts mehr zu tun. Der Erzbischof von Mainz und Magdeburg und der Heilige Vater in Rom waren auf einen Weg geraten, der nur in die Irre führen konnte. ("Luther und der Pesttote" S. 293)
Mit einem Teil dieser Einnahmen wollte der Erzbischof seine Schulden bei den Fuggern bezahlen. Diese hatten ihm sein Kurfürstenamt finanziert. Dazu sandte er den Ablassprediger Johann Tetzel nach Sachsen.
Der Ablass war des Teufels, er vergiftete nicht nur die Seelen derer, die ihn kauften, sondern auch die derjenigen, in deren Namen er verkauft wurde. Luther selbst fühlte seinen Geist vergiftet. ("Luther und der Pesttote" S. 293)
Die Thesen fanden großen öffentlichen Widerhall, der die Reformation auslöste. Luther protestierte darin weniger gegen die Finanzpraktiken der römischen Kirche, die auch vielen Fürsten und Bürgern missfielen, als gegen die im Ablasslösen zum Ausdruck kommende verkehrte Bußgesinnung. Der Ablasshandel war für ihn nur der Anlass, um der allgemeinen Forderung einer grundlegenden Reform der ganzen Kirche „an Haupt und Gliedern“ Ausdruck zu verleihen.
"Wenn die hohen Herren von ihrem Irrglauben nicht ablassen wollen, erfahren die einfachen Leute überall im Land die Wahrheit und können ihre Seelen retten. Es gibt nichts Wichtigeres, als die Seelen zu retten, in dem man ein gottgefälliges Leben führt." (Luther in "Luther und der Pesttote" S. 406)
Dabei griff er den Papst noch nicht direkt an, sondern wähnte ihn – zumindest rhetorisch – noch auf seiner Seite. Allerdings sah er die Funktion des Petrusnachfolgers beim Nachlass der Sündenstrafen nur in der Fürbitte für die Gläubigen und sprach ihm damit die verbindliche Schlüsselgewalt ab, die den Gläubigen nach der schultheologischen Ablasslehre letzte Gewissheit über die Aufhebung jenseitiger Sündenstrafen verschaffen sollte. Verständlich waren die Ablassthesen nur dem gelehrten Fachpublikum, das die Feinheiten der theologischen Debatten um die Wirkweise des Ablasses kannte. Für die breitere Bevölkerung verfasste Luther 1518 den in einfacher und verständlicher Weise abgefassten Sermon von dem Ablass und Gnade.

Albrecht von Mainz, inzwischen zum Kardinal kreiert, zeigte Luther daraufhin in Rom an.
"Wenn man etwas als Gottes Geboten zuwider erkannt hat, darf man sichvon einer irdischen Strafe nicht schrecken lassen." (Luther in "Luther und der Pesttote" S. 174)
Tetzel reagierte mit Gegenthesen auf die Disputationsreihe vom September, bei der ihn der Ingolstädter Theologe Johannes Eck unterstützte. Im April 1518 durfte Luther im Auftrag von Staupitz vor der Augustinerkongregation in der Heidelberger Disputation seine Theologie erläutern. Hier grenzte er die exklusive Relation von Gnade zum Glauben scharf gegen Aristoteles und die menschliche Willensfreiheit ab. Er gewann eine Reihe von Anhängern, die später zu Reformatoren wurden. (Quelle: Wikipedia)


Der Roman "Luther und der Pesttote":

Bei den historischen Recherchen zu diesem Blogtourbeitrag wurde ich sehr positiv überrascht. Auch wenn Birgit Jasmund einige Elemente dem Roman angepasst und fiktive Plotfäden eingefügt hat, so ist das Buch doch durchaus sehr gut recherchiert. Die historischen Personen und deren geschichtliche Relevanz passt so perfekt in die dramatische Geschichte um Almuth und ihrem Verlobten Tamme, dass man wirklich das Gefühl hat, sie waren ein Teil dieser bedeutenden Zeit.








Natürlich gibt es wieder etwas Tolles zu gewinnen. Während der gesamten Blogtour könnt ihr jeden Tag auf den verschiedenen Blogs Lose sammeln, in dem ihr die Tagesfrage richtig beantwortet.

Zu gewinnen gibt es einen Print von "Luther und der Pesttote" von Birgit Jasmund.

Beantwortet hierfür meine heutige Tagesfrage:

Bei welchem deutschen Adelsgeschlecht musste der Erzbischof Albrecht von Mainz mit dem Geld aus dem Ablasshandel seine Schulden tilgen?


Teilnahmebedingungen für das Gewinnspiel:
Die Teilnahme an dem Gewinnspiel ist ab einem Alter von 18 Jahren möglich. Falls Du unter 18 Jahre alt sein solltest, ist eine Teilnahme nur mit Erlaubnis des Erziehungs-/Sorgeberichtigten möglich.
Der Versand der Gewinne erfolgt nur innerhalb Deutschland, Österreich und Schweiz, wobei der Rechtsweg hier ausgeschlossen ist.
Für den Postversand wird keinerlei Haftung übernommen.
Eine Barauszahlung der Gewinne ist leider nicht möglich.
Als Teilnehmer erklärt man sich einverstanden, dass die Adresse an die Autorin/ an den Autor oder an den Verlag im Gewinnfall übersendet werden darf und man als Gewinner öffentlich genannt werden darf.
Jede teilnahmeberechtigte Person darf einmal pro Tag an dem Gewinnspiel teilnehmen.
Mehrfachbewerbungen durch verschiedene Vornamen, Nachnamen, Emailadressen oder einem Pseudonym sind unzulässig und werden bei der Auslosung ausgeschlossen.
Das Gewinnspiel wird von buchreisender.de organisiert.
Das Gewinnspiel wird von Facebook nicht unterstützt und steht in keiner Verbindung zu Facebook.
Das Gewinnspiel endet am 31.05.2016 um 23:59 Uhr.

Hier der weitere Blogtour-Fahrplan, damit ihr fleißig Lose sammeln könnt:

Tag 1: Martin Luthers Disput bei mir

Tag 2: Schauplätze des Buches bei Sonja

Tag 3: Die Pest bei Tamara

Tag 4: Das Lehnswesen bei Kristin

Kommentare

  1. Hallo ,

    vielen Dank für den tollen und interessanten Beitrag.
    Der Erzbischof Albrecht von Mainz mit dem Geld aus dem Ablasshandel musste bei den Fuggern seine Schulden bezahlen .

    Liebe Grüße Margareta Gebhardt
    margareta.gebhardt@gmx.de

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  2. Hallo
    Danke für Deinen super interessanten Start in diese Blogtour.
    Der Erzbischhof musste bei dem Adelsgeschlecht Fugger seine Schulden bezahlen.
    Viele liebe Grüsse
    Mimi

    lese.fruechtchen@gmail.com

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  3. Er musste bei den Fuggern seine Schulden bezahlen

    LG Martina

    martina189@freenet.de

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  4. Hallo :)

    er musste seine Schulden bei den Fuggern begleichen.
    Ganz tolle Geschichte, wie mir scheint.

    Ganz liebe Grüße
    Jutta

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  5. Hallo liebe Martina,

    hier ist die Karin. Gerne verfolge ich diese Blogtour, denn historische Romane fallen auch in meine Leserichtung.

    Bei deiner Frage ist wohl das Adelsgeschlecht der Fugger in Ausburg gemeint.

    Schönen Feiertag..LG..Karin..

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  6. Hey :)
    Danke für deinen schönen Beitrag.
    Das Buch klingt wirklich sehr spannend.
    Der Erzbischof Albrecht von Mainz musste bei dem Adelsgeschlecht Fugger seine Schulden bezahlen.
    Liebe grüße Shuting :)

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  7. Hallo,

    er musste beim Adelsgeschlecht Fugger seine Schulden bezahlen.

    LG
    SaBine

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  8. Hallo

    Wurden die Gewinner schon bekannt gegeben? Ich konnte nirgends etwas finden aber vllt hab ich's auch einfach übersehen :-)
    Viele liebe Grüsse Mimi

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