Lesetipp - Rezension zu Lesley Truffles "Hotel du Barry oder das Findelkind in der Suppenschüssel"


Verlag: HarperCollins
Seiten: 376
ISBN: 978-3959670609
Preis: 18,00€ (Print) / 14,99€ (E-Book)
Erschienen: 02/2017
Genre: Belletristik
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London 1919. Seit im Keller des ehrenwerten Hotel du Barry ein lachendes Baby an der Wäscheleine gefunden wurde, besteht kein Zweifel: Hier ist etwas Besonderes im Gange. Prompt beschließt die bunte Belegschaft, die Kleine vor dem Waisenhaus zu bewahren – und hätte das Zimmermädchen Mary das Baby nicht ausgerechnet zum Schlafen in eine silberne Suppenschüssel gelegt, hätte der Hoteldirektor Daniel du Barry vielleicht nie bemerkt, welche wundersame Geschichte sich hier ereignet...



Bei diesem Buch muss ich gestehen, dass mich das Cover nicht sonderlich überzeugt hat, dafür aber der Klappentext und die Aussage, es sei ein humorvoller Roman. Ich hatte mal wieder Lust, etwas Lustiges zu lesen und dachte, Volltreffer.
Leider muss ich gestehen, dass mich das Buch anfangs nicht wirklich überzeugen konnte, da ich das Gefühl hatte, einige Szenen würden auch perfekt in einen erotischen Groschenroman passen. Sehr direkte Wortwahl und irgendwie wurde überall und jeder mit jedem. Aber gut, ihr wisst ja bereits, dass Erotik nicht wirklich so mein Favorit ist, wenn man sie allerdings so geballt in einem humorvollen (zumindest wurde es so angepriesen) Buch findet, irritiert es mich etwas.
Ich muss aber auch zugeben, dass dieser Roman etwas ganz besonderes ist. Der Humor, der meiner Meinung nach leider etwas zu kurz kommt 8kann aber auch sein, dass ich ihn manchmal nicht verstanden habe), ist wirklich an manchen Stellen skurril und man muss sich reinlesen.
Zu Beginn der Erzählung wurde ich als Leser direkt angesprochen und auf die Handlung vorbereitet (das hat mir sehr imponiert), was mich ein wenig an einen Theaterdirektor oder ähnliches erinnerte, der das Publikum auf eine besondere und außergewöhnliche Vorstellung vorbereitet. Und das muss ich wirklich zugeben: Die Geschichte ist etwas ganz eigenes.
Das Hotel du Barry ist ein eigener kleiner Mikrokosmos. Es herrschen dort eigene Regeln und Gesetze und das Personal ist eine eingeschworene Mannschaft. Die Figuren sind sehr authentisch dargestellt, haben viele Ecken und Kanten und sind dennoch auf ihre eigene Art sympathisch (die meisten zumindest). Jede Figur hat ihr eigenes Schicksal, dass sie zu dem gemacht hat, was sie ist, und die Autorin ermöglicht im Verlauf der Geschichte immer mal wieder Rückblicke, die sehr viele Verhaltensmuster erklären.
Zu meiner (persönlichen) Freude wurden auch im Verlauf der Handlung die geschilderten sexuellen Eskapaden immer bedeutungsloser und Intrigen, Machtkämpfe und Kriminalfälle traten in den Vordergrund. Mehr kann ich euch dazu leider nicht erzählen, da ich euch gnadenlos spoilern würde und das wäre wirklich zu schade, denn dieses Buch muss man erleben.
Lesley Truffle hat ihre Handlungsstränge so geschickt gezogen, dass sie mich immer wieder mit unerwarteten Situationen überrascht hat. Bis zum Ende habe ich gefiebert, wie das ganze Plot-Puzzle zusammengehört und wie die Schicksale der einzelnen Figuren miteinander verwoben sind.
Der Schreibstil wird den ein oder anderen vielleicht ein wenig irritieren, da sowohl die Sprache als auch das Setting an die Zeit in der es spielt angepasst wurde. Aber lässt man sich darauf ein, entdeckt man eine bunte und außergewöhnliche Welt.



Ein Buch, das für mich mit jeder Seite besser wurde. Auch wenn mir der versprochene Humor etwas zu kurz kam, so hat mich die einzigartige Welt des Hotel du Barry doch in seinen Bann gezogen und ich muss gestehen, dass ich wahnsinnig gerne mal Mäuschen in dieser außergewöhnlichen Gemeinschaft gespielt hätte. Eine spannende Geschichte, die durch die Verkettung unterschiedlichster Genreelemente ein sehr großes Leserpublikum anspricht.

Auch wenn für mich die Erotik zu Beginn ein wenig zu viel Platz eingenommen hat (aber das ist ein rein subjektives Gefühl), so hat mich der Roman dennoch absolut begeistert und ich konnte ihn ab der Hälfte nicht mehr aus der Hand legen.




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