Rezension oder Leseeindruck? Wenn der subjektive Eindruck zu objektiv betrachtet wird ...


Meine Lieben,
mir brennt schon seit einiger Zeit ein Thema unter den Nägeln, das schon für einige Diskussionen gesorgt und auch schon mehrfach die Gemüter erhitzt hat.

Rezensionen




Was ist eine Rezension eigentlich? Manche schreiben Rezessionen zu Büchern, andere verwenden zumindest schon mal den richtigen Ausdruck, doch strenggenommen sind die wenigsten "Rezensionen", die sich im Umlauf befinden tatsächlich Rezensionen.

Warum?
Eine Rezension hat einen gewissen Aufbau, der bei Lesern und Bloggern selten eingehalten wird. Manche gehen sogar soweit, zu behaupten, man bräuchte ein entsprechendes Studium, um berechtigt zu sein, Rezensionen zu verfassen. Ich will hier auch gar nicht weiter ins Detail gehen oder kritisieren, denn genau das liegt mir fern. Wer dennoch gerne mehr dazu erfahren möchte, kann gern bei Skoutz vorbeischauen, dort wurde das Thema etwas ausführlicher und differenzierter besprochen.

Jetzt werdet ihr euch sicher fragen, wenn ich doch nicht kritisieren möchte und auch nicht weiter darauf eingehen will, warum schreibe ich dann diesen Artikel?

Weil ich unzufrieden bin!


Ich lese sehr viele Bücher und ich liebe es. Verlage und Autoren geben mir Bücher, dass ich sie bewerte. Natürlich wünscht sich jeder, dass ihre Geschichten mir ebenso gefallen wie ihnen selbst. Meistens ist das der Fall, denn normalerweise informiere ich mich im vornherein, also lese an oder baue auf den Klappentext. Doch nicht immer reicht das.

Der Buchmarkt verändert sich. Immer schneller werden Romane geschrieben und veröffentlicht. Scheinbar wird erwartet, dass ein Autor immer schneller immer mehr produziert. 
Ich liebe gute Geschichten und ich lese sie gerne, doch manchmal bleibt dabei die Qualität auf der Strecke. Bitte versteht mich nicht falsch, es gibt sicher einige Autoren, die es schaffen in kürzester Zeit sehr viel zu schreiben, doch mir fällt auf, dass ich immer mehr Geschichten abbreche oder schlechter bewerte.
Woran das genau liegen mag, weiß ich nicht. Vielleicht bin ich kritischer geworden, vielleicht hat sich meine Lesegeschmack verändert.
Ich will auch nicht so arrogant sein, zu behaupten, dass alle Bücher, die ich abbreche schlecht sind.

Eine Rezension oder Buchbewertung ist immer subjektiv - persönliche Geschmackssache!


Und genau das ist jetzt auch mein Problem. Wenn ich ein Buch abbreche, schreibe ich normalerweise keine Bewertung, weil ich weiß, dass schlechte Bewertungen dem Buch schaden können - und das ist das Letzte, was ich möchte.
Nicht jedes Buch trifft meinen Geschmack und das muss es auch nicht. Dennoch wird eine Bewertung von mir erwartet, wenn ich ein Buch bekomme (meistens zumindest).

Schon seit geraumer Zeit zweifle ich ernsthaft an dem klassischen Sternesystem, denn ich bin mir nicht sicher, inwieweit dies überhaupt aussagekräftig ist.
Natürlich versuche ich, den subjektiven Eindruck in Worte zu fassen und betone auch immer wieder, dass dies nicht jeder so empfinden muss. Aber das schlechte Gewissen bleibt!

Mir persönlich ist eine gute Story, eine angenehme und einigermaßen fehlerfreie Sprache wichtig. Ich mag Autoren, die ihr Handwerk verstehen und durch ihren Schreibstil Bilder in meinem Kopf erzeugen können. Das sind meine Anforderungen an ein gutes Buch. Okay, oft lasse ich mich auf von meinem inneren Cover-Gollum verführen, der dann vom Sprach-Monk Ärger bekommt, wenn er sich verleiten ließ und die Geschichte dann nicht mithalten kann! :-)



Für mich bedeutet Lesen Entspannung - ein literarischer Kurzurlaub vom Alltag!


Es gibt Leser, die lieben Erotikromane, andere kitschige Liebesromane, während die nächsten nur glücklich sind, wenn Hexen oder Orks vorkommen oder Vampire verliebte Teenager ins Kino ausführen. Es gibt so viele verschiedene Genre, Bücher und Geschmäcker - und für jeden findet sich etwas.

Komm auf den Punkt! - Ja, ich habe verstanden! :-)

Ich schreibe Buchvorstellungen, bei denen ich am Ende versuche, eine Bewertung anhand des klassischen Sternebewertungssystem zu geben. Manchmal passt es und manchmal irgendwie nicht,
denn wie bewertet man ein Buch, das einem persönlich aus irgendeinem Grund nicht gefallen hat, das man abgebrochen hat, weil es einen emotional zu sehr gefordert oder aufgeregt hat, das aber im Grunde gut geschrieben ist?

Aktuell habe ich so ein Buch und weiß noch nicht, wie ich es bewerten soll, denn gebe ich 3 Sterne ist das unfair, denn das Buch ist handwerklich und inhaltlich gut und authentisch umgesetzt, nur mich regt es so auf, dass ich es nicht weiterlesen will ...

Aber ich will jetzt auch gar nicht zu tief in Details abrutschen. Immer wieder bekomme ich mit, das Blogger oder Leser kritisiert werden, wenn sie ihre Meinung sagen, aber immer betont wird, man wolle eine ehrliche Einschätzung. 
Verständlich, denn Kritik findet keiner gut. Aber wer sich seinen Traum erfüllt und ein Buch publiziert, offen seine Meinung äußert oder einfach irgendwie anders in der Öffentlichkeit auftritt, muss leider mit Kritik umgehen können.

Aber zurück zum Thema :-)

Ich weiß, alle Verlage und Autoren vergeben Rezensionsexemplare, überall kann man seine Rezensionen hinterlegen. Das Wort wurde (zum Missfallen einiger) entlehnt und hat sich mittlerweile eingebürgert. Deswegen wird sich da wahrscheinlich nicht viel ändern.

Wenn ich ein Buch mal nicht mit 5 Sternen bewerte, heißt das nicht, das Buch ist schlecht, sondern lediglich, dass es ein paar persönliche Kritikpunkte gab. Meist versuche ich, im Bewertungstext darauf einzugehen, aber ich muss gestehen, dass mir solche Bewertungen immer sehr großes Bauchweh bereiten, weil ich weiß, was das für den Autor und/oder Verlag bedeuten kann. Wie verpackt man es freundlich, dass man das Buch nicht zu Ende lesen will? Manche nehmen es sportlich, andere giften herum. 

Bewerte unabhängig - ehrliche Rezensionen sind gewollt!


Ja, das stimmt schon (zumindest theoretisch), aber es ändert nichts daran, dass es nur mein Leseeindruck ist, den ich euch mitgebe. Wie oft habe ich einen Film gesehen oder ein Buch gelesen, dass mir trotz schlechter Kritiken gefallen hat? Einige.

Deswegen werde ich es auch weiter so handhaben, dass ich Bücher, die mir nicht gefallen abbreche, ohne es an die große Glocke zu hängen. Ich werde weiterhin Bücher nach meinem Empfinden in Sterne kategorisieren, bis mir mit meinen Mädels etwas Besseres eingefallen ist und hoffe, dass ich dabei nicht zu oft irgendjemandem auf die Füße trete.

Wahrscheinlich ist es typisch, dass in einer leistungsorientierten Gesellschaft gehackt wird, man sagt ja gerade uns Deutschen immer wieder nach, sie seien missgünstig und würden immer nur motzen :-)
Aber uns alle verbindet eine Leidenschaft, die am geschriebenen Wort und ich denke, man sollte gerade als belesene Menschen (die gelten weithin ja als Denker und Lenker) einen gewissen Anstand und Respekt an den Tag legen. Fairness sollte großgeschrieben werden.

Was hat man früher gemacht? Als es noch keine Online-Bewertungssysteme gab? Die Helden meiner Jugend, die ich alle geliebt und verschlungen habe, werden heutzutage im Durchschnitt mit 3,5 Sternen bewertet. Fair? Vielleicht, aber definitiv Geschmackssache. Ich bin froh, dass ich damals noch nicht wirklich von Sternen, Herzchen oder anderen Rankings beeinflusst wurde. Na gut, damals waren es die großen Literaturkritiker, die sich hitzige Debatten geliefert und Bücher gelobt oder zerrissen haben. Mich hat da nicht gestört, denn ich war schon immer für jedes ansprechende Cover und jeden gelungenen Klappentext zu haben.

Genug jetzt mit meinem Monolog. ich habe viel geschrieben und dennoch das Gefühl, nichts gesagt zu haben.
Wie seht ihr das? Soll ich was Neues versuchen? 

Lesen sollte doch Spaß machen!




Kommentare

  1. Wichtig ist ja, dass es für dich passt. Als ich noch Buchbloggerin war, habe ich Verschiedenes ausprobiert. Erst hatte ich gar kein Bewertungssystem und habe dann nur im Fazit-Satz geschrieben, ob ich es empfehlen würde oder nicht oder warum, später hatte ich dann die "Wiederlesewahrscheinlichkeit" angegeben, da ich Mehrfachleserin bin, und schließlich bin ich zu einem prozentualen Begeisterungsfaktor, weil ich dafür ein superschönes Grafiktool in meinem Design hatte und das gerne nutzen wollte :D.

    Wenn Du mit den Sternen glücklich bist, behalte sie, ansonsten gibt es ja viele andere Möglichkeiten :-).

    Liebe Grüße

    Claudia

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    1. Liebe Claudia,
      danke für deine Meinung. Das mit dem Fazit hab ich ja auch schon und ansonsten den gesamt eindruck, dennoch habe ich das Gefühl, es wird dem nicht ganz gerecht.
      Ich kann mich schriftlich austoben, aber die Sterne sind noch einmal was anderes. leider sind sie gängig und werden in den Bewertungsportalen gefordert. Von demher werde ich vielleicht für den Blog das System ändern und mich dort, wo es unumgänglich ist, fügen.

      Liebste Grüße
      Martina

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  2. Es ist ein sehr, sehr schwieriges Thema. Und das Problem, bei handwerklich guten, aber inhaltlich öden Büchern eine Bewertung treffen zu müssen, das kenne ich gut. Ich entscheide meist zugunsten des Autors. Es sei denn, der Autor hat Dinge getan, die ich nicht gut finde. Z.B. wenn mehr als 50% des Textes Werbung sind.

    Man sollte nicht vergessen, dass man als Blogger vor allem Werbung für das Buch machen soll. Auch wenn die Kritik negativ ausfällt, wird das Buch erwähnt und manchmal macht sie sogar neugierig. Mir nimmt das manchmal den Druck, eine perfekte Rezi zu schreiben. Oder daran zu denken, dass ich den Text, in den der Autor viel Arbeit und der Verlag Hoffnung investiert hat, so negativ empfinde.

    Vielleicht sollte der Grundsatz sein: Mit Leidenschaft lesen, mit Leidenschaft rezensieren.

    PS: Welche Schriftart nutzt du auf dem Blog?

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    1. Liebe Evy,
      die Schriftart heißt Josefine Sans :-) Gefiel mir extrem gut, momentan denke ich darüber nach, sie wieder zu ändern, aber auch das weiß ich noch nicht genau.
      Deine Worte haben mir sehr gefallen und ich bin dankbar. Du hast recht, negative Rezis werden diskutiert und beachtet, haben teils eine größere Reichweite und dadurch auch einen höheren Werbewert.
      Wie aber Frank auch sagt, können das hauptsächlich erfolgreiche und bekante Verlage und Autoren verkraften.
      ein Hohlbein, der im Durchschnitt von 3,5 Sternen hat, wird dennoch millionenfach verkauft und gelesen.

      Liebe Grüße
      Martina

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  3. Guten Morgen Martina!

    Ein sehr schöner Beitrag und eine immerwährende Diskussion. Ich hab für mich selbst den Druck immer mehr rausgenommen - das Bloggen ist ja nicht mein Beruf und die Rezension einfach meine Meinung in meinen (!) Worten, wie ich das Buch finde - um sie mit anderen zu teilen. Nicht mehr und nicht weniger ;)

    Und ich hab heute einen TAG für dich dabei, der nichts mit Büchern zu tun hat, sondern 7 Fakten über dich preisgeben soll *g*
    Vielleicht hast du ja Lust mitzumachen, würde mich freuen :)
    the-versatile-blogger-award

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Liebe Aleshanee,
      du hast vollkommen recht, man sollte sich weniger instrumentalisieren lassen und vielmehr die Leidenschaft für das Buch in den Vordergrund stellen.
      Ich mag deine Buchbewertungen und auch deine gesamte Bloggerphilosophie.
      Der Konkurrenzdruck nervt, das gegenseitige Schlechtmachen und all das. Warum kann man nicht höflich sein, sich vernetzen und verbinden, sich helfen statt aufeinander rumzuhacken?

      Ja, ich werde deine Herausforderung annehmen und 7 Fakten über mich posten :-)
      Liebe Dank :-)
      Grüße
      Martina

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    2. Guten Morgen Martina!

      Ich hab deinen Beitrag in meiner heutigen Stöberrunde verlinkt:
      http://blog4aleshanee.blogspot.de/2017/09/stoeberrunde-19.html

      Ich wünsch dir einen schönen Freitag :)

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  4. Ich persönlich schreibe schon auch Rezensionen zu Büchern die mir nicht gefallen haben. Denn wenn man nur über die Bücher rezensiert die man wirklich gut fand, dann würde ja eigentlich auch fast schon einfach eine Liste aller Bücher reichen und man könnte sich die Rezension selbst sparen. Meiner Meinung nach. Ich lese total gerne auch mal kritische Rezensionen, auch zu Büchern die ich eigentlich toll fand. Denn Geschmäcker gehen auseinander und nicht jedem muss jedes Buch gefallen. Ich fände es schade, wenn ich nirgends mehr "negative" Rezensionen finden würde.

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    1. Lustigerweise lese ich auch die schlechten Rezensionen zu erst und bilde mir danach meine Meinung.
      Ich habe auch 5 Sterne Rezensionen, bei denen mir einiges nicht gefallen hat. Es gab schon zwei Bücher, die so schleppend begannen, dass ich dachte, okay 3 Sterne und dann kam dieses Wow, ich wurde vom Sog erfasst und dachte, das würdest du wirklich gerne wiederlesen.
      Andere Bücher, bei denen die geschichte in eine Richtung geht, die mich emotional angreift und wütend macht, sind die dann wirklich schlecht, nur weil ich mit dem Thema nicht umgehen kann, weil ich das Buch in die Ecke schmeißen will, nur weil es mir Wahrheiten oder Situationen aufzeigt, mit denen ich nicht klarkomme?
      Ich lese zur Entspannung, ich will mich erholen. Manche Themen sind in der Zeitung oder den Nachrichten schon kaum zu ertragen. Vielleicht bin ich deswegen auch der Fantasy-Typ, aber andere Leser feiern diese Bücher und sie haben sicher recht...
      Es ist wirklich schwer :-)
      Danke für deine Lieben Worte, Bettina.
      Grüße
      Martina

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  5. Hallo Martina!

    Das Schöne an der deutschen Sprache ist ja, dass es keine Gesetze gibt. So wie der Duden lediglich Rechtschreibempfehlungen ausgibt, so sind Rezensionen eben auch kein literarisches Faktum. In der Literaturwissenschaft mag das anders aussehen, aber mittlerweile hat sich der Begriff Rezension für eine Buchbewertung durchgesetzt, so dass dieser Begriff für eine subjektive Meinung zu einem Produkt Bestand hat.

    Und so finde ich es auch wichtig, dass Bücher, die Du als Leser nicht gut findest, auch negativ bewertest. Auch wenn Autor, Verlag und andere Leser das anders sehen ;)

    Meine Erfahung ist: Je größer der Verlag umso eher werden auch schlechte Bewertungen aktzeptiert. Selfpublisher und kleine Verlage sehen darin eher ihre Existenz bedroht.

    Deshalb wähle ich manchmal eine Zwischenlösung und poste sehr schlechte Kritiken und Abbrüche nur auf meinem Blog, aber nicht in den Verkaufsportalen. Bei Rezensionsexemplaren halte ich zusätzlich Rücksprache mit den Verlagen oder Pressevertretern.

    Aber wenn ich ein Produkt kaufe und es hält seine Versprechungen nicht, dann sollte niemand ein Hehl daraus machen. Ich als potentieller Käufer kaufe ja u.U. ein Produkt, weil es so gut bewertet wird ...

    Viele Grüße
    Der Büchernarr Frank

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    1. Lieber Büchernarr Frank,
      danke für deine Worte.
      Du hast recht, bei manchen Dingen gibt der Duden Empfehlungen, andere sind jedoch in der Rechtschreibung starr :-) Aber egal wie, die Sprache ist ein wandelbares Ding und hat sich in den letzten Jahrhunderten stark verändert :-)

      So, wie du es beschreibst, handhabe ich das auch. Meist gehen schlechtere Rezis nur auf dem Blog online, was aber ja eigentlich auch eine Art Doppelmoral ist, aber gut.

      Ja, Werbung ist so eine Sache. Wichtig und kann leider auch ins Negative gehen, wenn der gewünschte Effekt nicht da ist. Da ist halt die Frage, ist auch schlechte Werbung letztlich Werbung?
      Ich mag das gehacke nicht, kaum kommt Kritik, wird diese Person angegangen. Manchmal öffentlich, manchmal hintenrum.

      Welch verherende Wirkung eine 3 Sterne Rezi auf den Verkaufserfolg haben kann, weiß ich, es ist beängstigend, aber deswegen nur Kuschelrezis?
      verstehst du mein Dilemma? Auf dem Blogs ehrlich sein, aber nicht in den verkaufsportalen? Irgendwie auch scheinheilig, deswegen frage ich mich ja, ist das Bewertungssystem an sich falsch? Wären Leseeindrücke ohe Sterne nicht aussagekräftiger?

      Liebe Grüße
      Martina

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  6. Liebe Martina,

    ein sehr schöner Beitrag! Loyalität (und vielleicht auch ein bisschen das Gefühl von Verpflichtung wegen des Rezi-Exemplars?) gegenüber Autoren und Verlagen, eigenes Bauchgefühl, Aufrichtigkeit ... dass Du hier Spannungen fühlst und nach Lösungen suchst, kann ich total nachvollziehen und mir gefällt, wie Du das hier diskutierst. Ich bin Autorin und möchte Dir Mut machen, den letzten beiden Gefühlen den Vorrang einzuräumen.

    Es ist ja so: natürlich hätte ich am liebsten immer nur 5 Sterne-Rezensionen. Ist doch klar. Alles andere wäre, glaube ich, unehrlich. Nicht nur wegen des "Marketing"-Effekts, über den Du schreibst, sondern vor allem schlicht, weil mir Kritik nahe geht - es steckt halt viel Herzblut in so einem Buch.
    Auf der anderen Seite helfen Rezensionen aber doch auch, wenn sie kritisch sind. Marketing-technisch nicht - da würde ich dem "Hauptsache Aufmerksamkeit"-Punkt eher widersprechen. Aber trotzdem ist es wichtiges Feedback! Als Beispiel: mein Debütroman war ein Genre-Mix. Viel lustig, etwas Liebe, etwas Krimi. Bei den Rezis hat sich das niedergeschlagen: wer lustig und Mix mag, hat hoch gepunktet, aber es gab auch Kritik von Leuten, denen es zu wenig Liebe oder zu wenig Spannung war. Daraus konnte ich doch lernen! Ein Buch muss Erwartungen erfüllen können, und das geht bei so einer Mix-Geschichte offenbar nicht so gut. In meinem neuen Roman habe ich das beherzigt. Nach wie vor lustig, aber dann klarer im Genre "Liebesroman" verankert. Jetzt ist es seit 2 Wochen auf dem Markt, und es zeigt sich an den Rezensionen: das Rezept ist aufgegangen. "Vorübergehend verschossen" hat auf Amazon mehr Sterne als "Ist das Liebe oder kann der weg?". Ich ziehe daraus das Fazit: Es war richtig, dass ich die ehrlichen Meinungen der Leser zu meinem ersten Buch erfahren habe - es hat mir bei meiner Entwicklung geholfen.
    Nur um eines möchte ich alle, die Rezensionen schreiben, bitten: bitte bewertet nur das, was auch im Einflussbereich des Autors liegt! "Ich mag dieses Genre nicht, hatte mich in der Buchhandlung vergriffen, und natürlich gefällt mir dieses Buch nun auch nicht" ist zum Beispiel etwas, was ich unfair finde. Und natürlich die leidigen Punktabzüge "weil Amazon zu spät geliefert hat" oder "weil die Hörbuchfassung gekürzt war". Ansonsten bitte ich um Ehrlichkeit. Na ja, vielleicht mit ein paar Samthandschuhen serviert. Wie gesagt... empfindsam bin ich trotzdem ;-)!
    Liebe Grüße!
    Anke

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    1. Liebe Anke,
      da bin ich voll bei dir.
      Man lernt immer dazu und nicht aus. Und genau solche kritischen Bemerkungen können helfen, ein Buch zu verbessern.
      Es ist schön, auch die Meinung von Autoren zu bekommen. Ich weiß, dass es wehtut, wenn man Wind für ein Herzensprojekt bekommt, weshalb ich eben auch gerne das ganze persönlich kläre (keine Klickhascherei).
      Und bitte, behalte dir deine Empfindsamkeit, denn die ist notwendig für ein gutes Buch.
      Liebe Grüße
      Martina Suhr

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  7. Hallo Martina,

    ich habe durch Aleshanees Verlinkung auf deinen Blog gefunden. Das Thema Rezensionen ist natürlich ein Dauerbrenner, aber ich muss gestehen, dass mich die Diskussionen darum gar nicht so sehr interessieren. Irgendjemand hat eben immer etwas zu meckern und eigentlich sollte es doch klar sein, dass eine Meinung immer nur subjektiv sein kann. Natürlich gibt es Punkte, die kann man etwas sachlicher begründen als andere, aber es bleibt letztlich eine persönliche Sache, wie man die Wirkung eines Buches erlebt.

    Mit der Bewertung und den Sternen ist es nicht immer leicht. Bücher, die ich abbreche bekommen von mir keine Sternewertung, aber ich erkläre im Blog warum und an welcher Stelle ich das Buch abgebrochen habe. So kann jeder nachvollziehen, warum das Buch nichts für mich war, aber trotzdem etwas für ihn/sie sein könnte.
    Ganz von den Sternen wegzugehen halte ich bei Rezensionen aber auch für wenig hilfreich. Denn so schön unsere Blogs sein mögen, für die Autoren und Verlage dürften die Sterne auf Amazon und Goordreads etc. wichtiger sein, weil sie dort die Leute erreichen, die nicht bloggen und keine Blogs lesen. Vergibt man jetzt generell keine Sterne/Herzchen/Lieblingsworte, wie viel man das Buch dann bei diesen Portalen bewerten?

    Eine 1-2 Sterne Rezension mag jetzt auch nicht gerade Glücksgefühle auslösen, aber hier betrachte ich z.B. das Zusammenspiel zwischen Sterne-Wertung und geschriebener Rezension als wichtigen Faktor. Wenn in einer "Verriss-Rezi" erklärt wird, was die negative Meinung erzeugt hat, dann können Leser dieser Rezension entscheiden ob sie mehr zur einen oder anderen Meinung passen. Mich haben z.B. auch schon 1-2 Sterne Rezensionen überzeugt ein Buch zu lesen, weil ich mit den genannten Kritikpunkten überhaupt kein Problem hätte und auch eine 5-Sterne Rezension hält mich ab, wenn darin in überschwenglicher Freude Punkte genannt werden, die mich grundsätzlich aufregen (hallo, Dreiecksbeziehung mit super-heißen-und-arroganten-Boys in Jugendbüchern).

    So ganz grob würde ich bei Selbstzweifeln immer dazu raten: schreibe nicht für andere, schreibe für dich. Und wenn jemand ein Problem mit deiner Meinung hat, stell auf Durchzug. Man muss einfach nicht alles und mit jedem Diskutieren, der einem im Netz begegnet. ;-) Man freundet sich schließlich auch nicht mit jeder Bekanntschaft an, die man im Real Life so macht. Wäre zwar schöner, aber auch extrem anstrengend.

    Liebe Grüße,
    Sam

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    1. Vielen lieben Dank, Sam.
      Ja, ich werde mir ein neues System überlegen und bis dahin mache ich es so, wie ich es denke.
      Ich bin gespannt, ob sich auf Dauer vielleicht etwas ändern kann oder wird. Es wäre toll, wenn sich ein System etablieren könnte, das ohne Sterne auskommt :-)
      Grüße
      Martina

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  8. Bücher mit Sterne zu bewerten oder andere Produkte ist schwachsinn. Viele schauen nur auf die Sterne und dann ist dass schon irgendiwe okay. Kaum jemand ließt sich den Kommentar durch. Wenn der auch noch länger ist, dann weiss man schon, dass in irgendeiner Form gespoilt wird. Toll dann brauche ich das Buch auch nicht mehr kaufen. Weniger ist oft mehr.

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    1. Ich versuche eben spoilerfrei zu schreiben, denn ich hasse es, wenn ich nach einer Rezi das Ende des Buches kenne.
      Liebe Grüße
      Martina

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  9. Ich finde das Sterne Bewertungssystem einfach zu wenig differenziert. Ich persönlich verwende es auf meinem Blog nicht.

    Wenn ich ein Buch thematisch nicht ansprechend fand, heißt das ja nicht, dass es schlecht ist. Außerdem würde ich sicherlich richtig gute Bücher oft mit 3 Sterne bewerten, weil es für mich nichts Neues war. Manchmal würde ich aber auch schwierige Bücher mit 5 Sternen bewerten, die mir vielleicht vom Thema gar nicht gefallen haben, aber die mich einfach herausgefordert haben (was mir sehr gefällt) oder sprachlich wunderschön waren.

    Ansonsten verstehe ich nicht, warum alle Angst vor negativen Rezensionen haben. Eine 2 Sterne Rezension macht mich oft viel neugierig als diese übereifrigen 5 Sterne Rezensionen. Ich muss sagen, dass ich die meisten Bücher kaufe, nach dem ich schlechte Rezensionen gelesen habe. Zu anstrengende Sprache? Zu verworren? zu wenig Handlung? Zuviel gesellschaftliches Hintergrundwissen? Perfekt, das hört sich nach einem Buch für mich an :D
    Aber wenn ich hingegen die 5 Sterne und 4 Sterne Rezensionen ansehe, sagt das meist so gut wie Nichts über das Buch aus. Im schlimmsten Fall hat man sogar Spoiler. Das schlimmste war mal eine Rezension, in der die Buchbloggerin im ersten Satz bereits das Ende verraten hat....

    Liebe Grüße, Anja


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    1. Liebe Anja,
      ich bin da voll bei dir.
      Ich habe ein Buch abgebrochen, würde aber vom Gefühl (da es richtig gut geschrieben ist) dennoch 4 oder 5 Sterne geben.
      Das ist genau mein Problem, denn ich neige auch dazu, erstmal nach den Sternen zu lugen, bevor ich an den Text gehe.
      Auf Dauer muss ich allerdings was ändern, um ein Bewertungssystem zu bekommen, mit dem ich vollkommen zufrieden bin.
      Nur das wird richtig viel Arbeit :-)
      Liebe Grüße
      Martina

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  10. Wow, gut geschrieben.
    Das ist ein schwieriges Thema und ich danke dir, dass du es angesprochen hast. Ich stimme dir vollkommen zu. :-) Allerdings denke ich, dass weniger die Autoren und Verlage Probleme mit der Sterne-Bewertung bzw. der Rezi haben, ... die sind oft dankbar für eine ehrliche (wenn auch mal nicht so gute) Rezi,...sondern andere Leser(innnen) greifen einen an, wenn man einen anderen Geschmack hat. Ich wurde schon böse beleidigt, weil ich ein Buch anders bewertet habe, wie andere. Sie verteidigen ihr Buch, ihren Lieblingsautor, als ginge es um IHR Leben. ;-)
    Ich schreibe schon immer, DAS es MEINE Meinung ist, ...genau wie du: "Eine Rezension oder Buchbewertung ist immer subjektiv - persönliche Geschmackssache!".
    Es ist schade, dass man manchmal etwas "Angst" haben muss, SEINE eigene Meinung zu schreiben.
    Ach ja zu dir: bleibe dabei, bleibe dir treu - du schreibst gut und ich würde mich freuen, mehr von dir zu lesen. LG Conny

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