Fan-Fiction zur Blogtour von E.F. v. Hainwalds "Geborene der Verderbnis"
Ihr wisst ja, dass ich als Schmuckhändlerin meine Augen und Ohren überall offen halte. In meinem Laden, der sich auf der Karte im Übrigen in der Nähe des Blumenmarktes (6) befindet, gehen täglich viele Kunden ein und aus. Man erlebt so einiges, wenn man nah am geschehen ist. So auch letzthin, als mich mal wieder eine sehr interessante Begegnung machte, die ich euch unmöglich vorenthalten kann. Aber lest selbst:
Karte Madina |
„Sei gegrüßt“, begrüßte sie
mich und sah mich mit einem verschmitzten Lächeln auf ihren Lippen
an.
„Jabeehra, wie schön. Sei
gegrüßt. Wie geht es dir? Was kann ich für dich tun?“
„Ich benötige mal wieder deine
fachkundige Hilfe für die Perfektionierung meiner Waren. Du weißt
ja, wie die Aristokraten sind. Wenn die Ausstattung nicht umfassend
ist, dann winken sie müde ab und suchen sich einen anderen Händler“,
meinte sie und zeigte mir stolz die Stoffe und Kleidungsstücke, für
die sie passenden Schmuck suchte.
Blick auf meinen Laden |
„Ich werde dir auf ewig dankbar
sein! Wir haben noch vorzüglichen Tee von unseren Reisen zu hause,
den schenke ich dir. Aber sag mal, du könntest doch Jal sich draußen
umziehen lassen, dann hast du mehr Platz und ...“
Die beiden verschwanden in den
hinteren Teil des Ladens, wo mein Silberschmied Andil mit seinen
exklusiven Kreationen auf die Damen wartete. Ich sah ihnen kurz
gedankenverloren nach, bevor ich mich wieder mit leuchtenden Augen
diesem Jal widmete.
Zeemira und Jal |
„Komm mit, mein Lieber. Ich hab
ein paar ganz besondere Schmuckstücke, die ich dir zeigen möchte.
Nebenbei kannst du mir doch ein wenig von dir erzählen, so einen
prächtigen Soldaten sehe ich nicht alle Tage in meinem bescheidenen
Laden“, plauderte ich betont lässig, um nicht zu verraten, das ich
ihm eigentlich auf den Zahn fühlen wollte.
„Diese Prozedur geht schon seit
Stunden. Wie haltet ihr Frauen das nur aus“, lachte er. „Da ist
mir ein ordentlicher Kampf lieber.“
Er folgte mir zu dem Gurtständer, der unter der Last seiner vielfältigen Ware beinahe zusammenzubrechen drohte. Ich musterte sein Gesicht genauer.
Er folgte mir zu dem Gurtständer, der unter der Last seiner vielfältigen Ware beinahe zusammenzubrechen drohte. Ich musterte sein Gesicht genauer.
„Was ist los?“, fragte er mich
dies bemerkend.
„Du scheinst sehr beliebt zu sein.
Nach dir wurde gefragt. Hier war ein sehr gut gekleideter Mann, der
mir ein paar wertvolle und seltene Steinchen auf den Tisch gelegt
hat, um Informationen über einen Typen zu bekommen, der dir ziemlich
ähnlich sieht.“
Seine dunklen Augenbrauen zogen sich
alarmiert nach oben, aber das Lächeln verschwand nicht aus seinem
Gesicht.
„Ist das so? Tja, in letzter Zeit
scheinen auch die Männer reges Interesse an mir zu haben, wenn ich
da an die eine Tavernenbegegnung denke.“, er kratzte sich betont
gelangweilt unter dem Kinn. „Was war es denn für ein Kerl –
vielleicht lohnt es sich ja“, meinte er und betrachtete die Gürtel
mit neu entflammten Interessen.
Madina |
Meine Neugier war geweckt. Ich konnte deutlich sehen, wie es in seinem hübschen Köpfchen arbeitete, während er die verschiedensten Ledergurte zwischen seinen Fingern entlanggleiten ließ.
„Keine Ahnung. Vielleicht mein
Talent im Kampf?“, antwortete er ausweichend.
So einfach in die Karten schauen, ließ er sich schon mal nicht. Aber seine Worte konnten ihn nicht entlasten, im Gegenteil, es machte ihn noch viel dubioser. Welcher einfache, uninteressante Soldat wählte seine Worte derart sorgfältig?
So einfach in die Karten schauen, ließ er sich schon mal nicht. Aber seine Worte konnten ihn nicht entlasten, im Gegenteil, es machte ihn noch viel dubioser. Welcher einfache, uninteressante Soldat wählte seine Worte derart sorgfältig?
„Ich mag vielleicht lieb und nett
aussehen, aber ich kann es nicht leiden, wenn man mich unterschätzt.
Glaub mir, es hatte einen Grund, warum der Typ zuerst bei mir mit
diesem Vermögen auflief ...“, zischte ich ihn an, als plötzlich
Zeemira und Jabeehra lachend auf uns zu traten.
„Ah, da ist ja unser hilfreicher
Soldat!“, rief Jabeehra ihm freudig zu.
„Versklavter Kleiderständer wäre
wohl passender“, scherzte Zeemira breit grinsend.
„Ach, jetzt tu nicht so, als
hättest du keinen Spaß daran“, Jabeehra zupfte an dem silbern
bestickten Kleid, welches die Heilerin gerade trug und schaute zu
uns. „Ihr seht so ernst aus. Hat unser Jal schon wieder etwas
ausgefressen?“
„Das versuche ich gerade
herauszufinden, denn er scheint sehr begehrt zu sein. Und manch einer
ist sogar bereit, ein halbes Vermögen für gewisse Informationen zu
zahlen.“
Wie erwartet wischte diese Neuigkeit den Damen die Heiterkeit aus dem Gesicht. Ich dachte mir schon, dass die beiden keine Ahnung hatten, wer Jal in Wirklichkeit war.
Wie erwartet wischte diese Neuigkeit den Damen die Heiterkeit aus dem Gesicht. Ich dachte mir schon, dass die beiden keine Ahnung hatten, wer Jal in Wirklichkeit war.
Zeit, die Zügel ein wenig
anzuziehen, denn Zeit ist Geld, und das wollte ich dringend
verdienen!
„Wen hast du
jetzt schon wieder ins Bett gezerrt? Irgendeine reiche Aristokratin
und ihr Ehemann hetzt dir Schläger auf den Hals?“, Zeemira stemmte
ihre Fäuste in ihre Hüften und musterte ihn verärgert.
„Heyhey“, er
hob beschwichtigend die Hände. „Sicherlich nicht … nun, nicht in
letzter Zeit zumindest.“
„Klär mich
doch mal auf, Martina“, Jabeehra wandte sich an mich, während die
beiden wie ein altes Ehepaar miteinander diskutierten. „Du hast
doch deine Ohren immer nah am Geschehen. Wer sucht unsren schmucken
Jal denn? Sollten wir uns Sorgen machen?“
„Ich habe den
Kerl hier noch nie zuvor gesehen, doch er hat deutlich gemacht, dass
er zur Gilde gehört. Sie scheinen sehr interessiert an ihm.“
„Sprich
leiser“, zischte sie alarmiert und zog mich zur Seite. „Was will
denn die Gilde von ihm? Und ich hatte dir doch schon einmal geraten,
dass du dich von diesen verdammten Schleichern fernhalten solltest.
Die machen dich schneller um einen Kopf kürzer, als du blicken
kannst.“
„Ich bin
gerührt, dass du dich so um mich sorgst, doch ich habe einen
gewissen Lebensstandart, den ich ungern aufgeben möchte. Wer ab und
an ein paar duftende Blumen auf dem Tisch stehen haben möchte, der
muss schauen, wo er bleibt. Du bist Händlerin, ich muss dir nicht
erklären, dass exquisite Ware auch gute Preise erzielt. Und
Informationen können sehr wertvoll sein ...“
Jabeehras Rubin |
„Er muss
wahrlich etwas ganz besonderes sein, deine Großzügigkeit beweist
es“, meinte ich mit leuchtenden Augen, nahm ihr Schmuckstück
entgegen und betrachtete den kunstvoll geschliffenen Stein genauer.
„Die beiden können sich glücklich schätzen, so eine geschickte
Händlerin zur Freundin zu haben. Du hast recht, die guten
Verbindungen zur Kathedrale möchte ich nicht gefährden.“
Ich blickte zu
den beiden, die immer noch diskutierten. Die Lichtgeborene verzog
ihre Lippen zu einem Schmollen, während der Krieger sich verlegen am
Hinterkopf kratzte. Es war offensichtlich, dass sie mehr verband als
bloße Freundschaft.
„Dennoch muss
ich mir eine gute Geschichte für die Gilde einfallen lassen, die
einigermaßen plausibel klingt, da ich auf deren weitreichendes
Netzwerk unmöglich verzichten kann“, fuhr ich fort. „Lass mich
mal machen, sie werden den zwei Turteltäubchen nicht auf die
Schliche kommen. Es war mir wie immer eine Ehre, mit dir Geschäfte
gemacht zu haben. Beehre mich doch bald wieder und halte mich auf dem
Laufenden.“
„Du bist eine
gierige Elster“, seufzte Jabeehra mit den Augen rollend. „Jedes
Mal das Gleiche, wenn ich mit jemandem in deinen Laden komme. Jeder
hat seine Geheimnisse und jedes Mal muss ich dich bezahlen, damit du
sie für dich behältst. Wenn nur deine Schmuckstücke nicht so gute
Preise mit meiner Kleidung bei den Aristokraten erzielen würden...“
Jadeehra nickte
mir zur Verabschiedung kurz zu und verließ mit wehenden Röcken,
gefolgt von dem süßen Pärchen, mein Geschäft.
Der Tag hatte
sich doch noch rentiert, dachte ich und drehte gedankenverloren
den Rubin zwischen meinen Fingern, während ich den Dreien nachsah.
Jetzt muss ich mir nur überlegen, auf welche Fährte ich die
Gilde schicke.
Dem Liebesglück wollte und durfte ich nicht im Wege stehen, das verbot mir mein Händlerkodex.
Dem Liebesglück wollte und durfte ich nicht im Wege stehen, das verbot mir mein Händlerkodex.
WOW... das hat richtig Spaß gemacht zu lesen - ich konnte mich dir da bildlich richtig gut in der Rolle vorstellen ;)
AntwortenLöschenJa sie macht das Klasse! :) <3
LöschenAch ihr seid so süß :-)
LöschenHallo Martina! :)
AntwortenLöschenEine Klasse bildhafte Story und da muss ich unbedingt mal bei Dir vorbeikommen. <3
Liebe Grüßle Susanne/ Solaria uaf Reisen ;)
eine wirklich gelungene story die einen mitgerissen hat und man fast mit dabei war so schön war es :-)
AntwortenLöschenVLG und DANKEEEEEEEE schön :-) Jenny
Ja, ich hab dich auch direkt im Laden stehen sehen. Hat riesig Spaß gemacht zu lesen. :D
AntwortenLöschenVorsicht Mädls - nicht zuviel plaudern, die bekommt alles raus. ;)
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