Mein Brief aus Hogwarts – Fanfiction

Heute muss ich euch eine wirklich unglaubliche Geschichte erzählen. Ich weiß, viele von euch werden mich für verrückt halten und ehrlich gesagt, dachte ich das am Anfang auch.
Aber eins nach dem anderen ...

Alles begann an einem verregneten morgen im Juli, einen Tag nach meinem elften Geburtstag. Die Ferien hatten gerade angefangen und ich stand miesgelaunt im Badezimmer und putzte nichtsahnend meine Zähne. Ich war so sauer auf meine Mutter, denn in den Ferien wollte ich nicht früh aufstehen müssen, wollte mich nicht einem dämonischen Weckerklingeln in Herrgottsfrühe unterwerfen, schon garnicht nach meiner ausgelassenen Geburtstagsparty. Doch meine Mutter sah das anders. Die Ferien seien schließlich irgendwann wieder rum und wenn ich mich nicht gehen lasse, würde mir die Umstellung in der Schulzeit nicht so schwerfallen. Bla bla bla ...


Da stand ich nun still vor mich hin maulend und bewegte die Zahnbürste kreisend in meinem Mund, als ich plötzlich im Spiegel eine Bewegung hinter mir am Fenster wahrnahm. Mit einem lauten Knall donnerte irgendetwas gegen die Scheibe. Erschrocken ließ ich die Zahnbürste fallen, drehte ich mich herum und eilte zum Fenster. Gerade, als ich es geöffnet hatte, hüpfte eine taubengraue Eule mit marmoriertem Gefieder auf das Sims. In ihrem Schnabel steckte ein ziemlich verbeulter weißer Brief, den mir die sichtlich mitgenommene Eule entgegenstreckte. Kaum hatte ich ihr den Umschlag aus dem Schnabel gepflückt, breitete sie ihre Flügel auseinander und flog davon.
Irritiert blickte ich dem komischen Kauz hinterher. Was war das denn? Schnell schloss ich das Fenster und hockte mich auf den Klodeckel, um den Inhalt des ziemlich malträtierten Umschlags zu inspizieren. Die schnörkelige Schrift und das rote Wachssiegel sprangen mir direkt ins Auge, allerdings konnte ich mir damals noch keinen Reim darauf machen, was das ganze zu bedeuten hatte und wie sehr dieser Moment mein Leben verändern sollte.

Hogwarts, die berühmte Schule für Hexen und Zauberer, hatte mich als Schülerin erwählt. Eigentlich hätte ich gar nichts von ihrer Existenz wissen dürfen, doch meine Urgroßmutter war vor vielen Jahren auf dieser Schule gewesen und meine Oma hatte mir voller Stolz die spannenden Geschichten ihrer Mutter erzählt. Natürlich wollte ihr keiner so wirklich glauben. Hexerei und Magie – Dinge, die man in Büchern findet, aber doch nicht Realität. Mit einem Zwinkern hatte sie mir immer wieder gesagt, ich solle nur abwarten, vielleicht trage ich auch diese Begabung in mir. Doch mit meiner Oma ist auch die Magie damals gestorben – bis zu dem Tag, als dieser gefiederte Bruchpilot an mein Badezimmerfenster krachte und mir den alles verändernden Brief übergab.

Die darauffolgenden Wochen waren wirklich spannend. Denn bevor ich mit dem Hogwarts-Express aufbrechen sollte, gab es noch einiges zu tun. Ein Kessel, der Zauberstab und noch vieles mehr sollte besorgt werden. Unterstützt wurde ich dabei von einer entfernten Tante, die kurz nach dem Brief in mein Leben trat. Sie war von meinem Direktor informiert worden und hatte sich gefreut, dass in unserer Familie doch auch noch ein wenig magisches Blut zu finden war.
Sie nahm mich unter ihre Fittiche und erklärte mich alles Nötige, um in der Zauberwelt zu bestehen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie froh ich über diese Hilfe war, denn Zeitungen mit bewegten Bildern, Schokofrösche, die lebendig werden, oder aber fliegende Besen sind nicht so einfach zu verkraften, wenn man sie nie zuvor erlebt hat.
Tante Millicent war immer für mich da, zum Glück auch am Tag meiner Abreise. Niemals wäre mir eingefallen, auf den Betonpfeiler zwischen Gleis neun und zehn zuzurennen. Wie ein Ölgötze stand ich mit weit aufgeklapptem Mund da und wusste nicht, wie mir geschah, als sie mitsamt meinem Gepäckwagen durch die Wand glitt. Erst als ihr Kopf noch einmal aus dem Pfeiler schnellte und sie mich aufforderte, ihr zu folgen, sonst würde der Zug ohne mich starten, nahm ich all meinen Mut zusammen. Was das für ein Gefühl war, kann ich euch nicht mehr wirklich beschreiben, denn mein Herz pochte so wild, dass ich irgendwie alles um mich herum vergaß. Aber der Anblick, der sich mir auf der anderen Seite des Pfeilers bot, werde ich nie vergessen. Lauter Erwachsene, Kinder, Gepäckwagen, Tiere in Käfigen, seltsame Gestalten in komischen Gewändern und eine Geräuschkulisse, die vor Aufregung troff.

Jetzt geht es los, dachte ich und suchte gemeinsam mit meiner Tante nach einem freien Abteil. Da wir einigermaßen früh dran waren, hatten wir Glück. In der Nähe des Speisewagens fanden wir ein leeres Abteil und Millicent half mir, meine Koffer zu verstauen. Zum Abschied drückte sie mich herzlich und überreichte mir noch einen kleinen Karton mit vielen Löchern. Sie meinte, der Kleine solle mir viel Freude schenken und mir beistehen, wenn ich mich einsam fühle. Ich bedankte mich und versprach, ihr so schnell wie möglich zu schreiben. Dann war sie auch schon weg. Aufgeregt setzte ich mich auf meinen Tisch und öffnete den Karton. Ein kleiner Igel saß darin und schaute mich aus großen Augen an. Es war irgendwie Liebe auf den ersten Blick und ich wusste, dass Luna und ich ein gutes Team werden. Kurz nachdem sich der Zug in Bewegung gesetzt hatte, trat Rhonda durch die Tür in mein Abteil und fragte, ob sie bei mir sitzen dürfte. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch und quasselten die ganze Fahrt über. Anders als ich entstammte sie einer alten Hexerfamilie und ich war überrascht, wie normal sie wirkte.

Noch am selben Abend, auf einem großen Bankett in der großen Halle wurden wir in unsere Häuser eingeteilt. Hogwarts hat derer vier und ein sprechender Hut, ja, ich weiß, dass ihr denkt, ich sei verrückt, hat jeden irgendwie analysiert und ihn nach seinen Fähigkeiten einem der magischen Häuser zugeteilt. Wie auch schon Rhonda vor mir wurde ich Gryffindor zugeteilt. Was das genau bedeutet, werde ich sicher noch in den nächsten Wochen hier erfahren. Allerdings muss ich gestehen, dass ich ziemlich froh bin, dass Rhonda auch eine Gryffindor ist und wir uns sogar ein Zimmer teilen. Auch die drei anderen Mädels, die mit uns zusammenwohnen sind wirklich nett.

Wir sind schon zu einer eingeschworenen Gemeinschaft zusammengewachsen, in der jeder dem anderen hilft. Zum Glück, denn ich bin leider ein ziemlicher Schussel. Nicht nur, dass ich mir bei den ersten Flugversuchen beinahe das Genick gebrochen hätte, nein, ich musste auch noch in Zaubertränke zwei Fläschchen vertauschen und damit meinen Kessel in die Luft sprengen. Wäre Rhonda nicht zur Stelle gewesen und hätte das Schlimmste mit einem Zauber verhindert, ich hätte sicher mehr als nur zehn Hauspunkte Abzug bekommen.

Rhonda und die anderen geben mir jetzt in unserer Freizeit Nachhilfeunterricht. Sie sind ziemlich gut und ihnen geht die Zauberei leicht von der Hand. Mittlerweile bekomme ich sogar das Wutschn und Wedeln einigermaßen hin. Mein kleiner Igel, den ich übrigens Maximus getauft habe, ist darüber sehr froh, denn er wurde mehr als nur einmal Opfer missglückter Zauberversuche. Klar, mit ein paar Würmern und Streicheleinheiten konnte ich ihn immer wieder für mich gewinnen, aber auf Dauer ist das ja kein Zustand. Millicent war so freundlich, mir einen neuen Besen zu schenken. Zwar nicht der Schnellste, aber dafür mit extra Sicherheitsvorkehrungen. Meine Eltern haben wohl Angst, dass mir etwas geschehen könnte.


Ich weiß nicht, was mir noch alles passieren wird, welche Dinge ich noch erleben werde – eines weiß ich aber ganz sicher: Hogwarts ist das genial und ich bin sowas von stolz, eine Gryffindor zu sein. Ich bin so dankbar, dass ich diese Gabe habe, dass ich mit den anderen diese magische Zeit erleben darf und mich der Brief erreicht hat.

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